Die Geschichte des Schminkens

 

Die Geschichte des Schminkens

 

Wahrscheinlich haben Sie sich schon mal gefragt, wann die Kunst des Schminkens eigentlich entstanden ist, wie sich die Frauen in der Vergangenheit geschminkt haben, obwohl sie über die uns heute bekannten Schminkmittel nicht verfügt haben. Und haben sich nur die Frauen geschminkt? Wie und woraus hat man überhaupt die Mittel zum Schminken hergestellt? Eine kleine Recherche haben wir für Sie gemacht, um alle diese interessanten Fragen zu beantworten. Und die Antworten darauf sind auch wirklich spannend. Versetzen Sie sich mit uns für einen kleinen Moment in alte Zivilisationen und ferne Länder, um mehr über diese uralte Kunst zu erfahren.

Die Geschichte des Schminkens ist so alt wie die Welt. Das noch 2500 v. Chr. erfundene Schminken war ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens. Ja, genau, nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer griffen zu Schminkmitteln, die man sehr oft bei Ritualen und Festlichkeiten benutzte. Die Kriegsbemalung war etwas ganz Übliches – früher schminkten sich überwiegend die Männer, insbesonder wenn sie gegen andere Stämme kämpften, denn so konnten sie die eigenen Leute von den anderen unterscheiden. Und natürlich wie viele andere Dinge auf der Welt ist das Schminken auch von den alten guten Ägyptern erfunden.

Die Erfinder der Schminkkunst

Dank den Ägyptern können wir heutzutage Schminkmittel in allen erdenklichen Farben, Formen und Variationen genießen. Die Ägypter sahen in das Schminken die Möglichkeit ein, den Göttern ähnlicher zu werden. Sie vertraten die Meinung, dass der menschliche Körper die menschliche Seele widerspiegelt, deswegen wollten sie das Wohlgefallen der Göttern auch auf der körperlichen Oberfläche erwecken, indem sie ihre Augen, Lippen, Wangen, die Hand- und Fußoberflächen farbig betonten. Die Betonung der Augen war von großer Bedeutung für die Ägypter, denn sie glaubten, dass die Augen das Sinnbild des Sonngottes Ra sind. So wurden zum Beispiel die Lider in Grün gefärbt und die Augen selbst in Schwarz umgerandet. Die Gesichter grundierten sie in kräftigem Ockergelb, sogar Dunkelorange. Die Lippen und Wangen färbte man in Rot.

Sie stellten selbst die Farben zum Schminken her. Die schwarze Farbe wurde aus Kohlen und Ölen hergestellt, die grüne - aus Malachit, und die rote - aus Zinnober. Die Blätter der Pflanze Hennastrauch dienten zum Färben der Fingernägel und Handflächen. Einige Zutaten und Pflanzen, die die Ägypter zur Herstellung der Kosmetika und der Farben zum Schminken benutzten, waren aber hochgiftig und schädlich für die Haut und die Gesundheit.

Heutzutage ist die Herstellung von Farben in einigen arabischen Ländern noch üblich. Man pulverisiert die Blätter und dann rührt sie in Wasser an.

Die Schminkmittel wurden auch in cremeartiger Variante hergestellt. Zu ihrer Aufbewahrung benutze man die Stängel der Pflanzen, eine Art Stift, mit dem auch das Mittel aufgetragen werden konnte.

Sowohl entsprechende Rezepte für die Herstellung von Kosmetika, als auch Gegenstände zum Schminken wie Schminklöffel, Salbengefäße, Handspiegel, Kämme, Pinzetten und Klingen zum Entfernen von Körperbehaarung wurden bei Ausgrabungen gefunden.

Im 4. Jahrhundert v. Chr. waren die Ägypter schon Meister in der Herstellung von Kosmetika und in der Erzeugung von Cremes, Duftstoffen, Salben und Tinkturen geworden. Mit der Eroberung des alten Ägyptens von König Alexander dem Großen übernahmen die Griechen diese Kunst und erkannten darin gute Möglichkeit, Handel mit Schminkstoffen, parfümerierten Salben und Badesalzen zu treiben.

Die Schminkkunst bei den Römern

Das Schminken war auch unter den Römern weit verbreitet. Die wohlhabenden Römerinnen waren sehr bekannt für ihre Bade- und Schminkkultur. Sie besaßen Tinkturen und Salben. Die Schönheitswaschungen mit Milch, Honig und Früchten waren etwas ganz Übliches in ihrem Alltag. Zum Abtragen der Schminke badeten sie in Olivenöl oder in Ziegen- bzw. Eselmilch. Die Männer wurden aber in diese Sache nie eingeweiht. Die Römer stellten sogar Wimpertusche aus gebranntem Kork her.

Das Schminken im Mittelalter und in der Neuzeit

Das Mittelalter war sehr stark vom Eintreten der christlichen Religion geprägt, dazu hatten die Menschen auch ein seltsames Verständnis für die körperliche Hygiene. Als schön wurde ein ungeschminktes oder bleiweißes Gesicht angenommen. Der Gebrauch von Cremes, Parfüms und Kosmetika wurde durch das Aufkommen des Christentums eingeschränkt. Denn man dachte, es sei Sünde, dem Körper zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Stattdessen sollten die Menschen mehr Rücksicht auf die inneren Werte und weniger auf das Äußere nehmen. Mehr Frömmigkeit durch Schlichtheit wurde gepredigt. Daher wurde die Herstellung und die Entwicklung von Schminkmitteln in Europa stillgelegt. In China und im Orient dagegen blühten die Schminkkunst und somit auch die Herstellung der Schminkmittel auf.

Erst in der Epoche der Renaissance und des Spätbarocks, des Rokokos, erlebte die Schminkkunst wieder einen Höhepunkt, und zwar besonders unter den Adeligen. Sie glaubten, sich durch den Gebrauch von Kosmetika und Schminkmitteln von dem einfachen Volk abzugrenzen. Es wurde einfach nicht mehr gewaschen, sondern viel Puder, Parfüms, duftende Cremes und Salben benutzt, um den unangenehmen Körpergeruch zu unterdrücken.

Zusammen mit dem Mangel an Hygiene war noch das Bleichen der Gesichtshaut durch Bleiweiß in, etwas natürlich stark Giftiges und Schädliches für die Gesichtshaut und die Gesundheit. Das weiße Gesicht sollte aber den hohen Stand repräsentieren.

In der Renaissance wurde das Schminken durch Farbe dank Katharina von Medici in Frankreich und Elisabeth I in England wieder populär. Sie färbten ihre Lippen und Wangen in Rot und setzten so den neuen Trend durch. Der Gesichtsteint blieb aber weiterhin kreideweiß.

Für den 17. Jahrhundert waren die so genannten Schönheitsfleckchen – kleine zugeschnittene Flecken aus Seide, Samt oder Leder typisch. Man klebte sie auf dem Gesicht als Accessoire auf. Noch etwas ganz Typisches für diese Epoche waren die Perücken, die hell eingefärbt waren. Dazu benutzte man heftige Pomade, damit der Puder besser hielt.  Die Perücke war sowohl für Frauen, als auch für Männer obligatorisch. Das war das Symbol der hohen gesellschaftlichen Lage.

Die Reinheit und die körperliche Hygiene gewann erst Ende des 18 Jahrhunderts mit der Französischen Revolution wieder an Bedeutung.

Der 19. Jahrhundert und der technische Fortschritt

Die Industrialisierung und der technische Fortschritt veränderten die Welt und somit die menschliche Denkweise. Sie wirkten sich auf alle Lebensbereiche aus, sogar auf das Aussehen, Hygiene und Make-up. Immer mehr Häuser waren mit einem Wasseranschluss ausgerichtet. Mit dem Zurückkehren zur Reinheit und Hygiene begann man immer mehr nach Körperpflege- und Schminkmitteln zu suchen. Sie wurden mehr und mehr zum Massenprodukt und waren auch noch dazu so günstig, dass sich fast jeder sie leisten konnte. Außerdem berücksichtigte man schon die möglichen Folgen für die Gesundheit bei ihrer Herstellung. So ließ das ungesunde Bleichen des Gesichts nach, wobei es noch afrikanische und asiatische Länder gibt, wo die Menschen heutzutage ihre Haut immer noch trotz der Gesundheitsgefahr bleichen. Denn der gesellschaftliche Druck ist immer noch zu stark und dunkle Haut stellt für manche weiter ein Hindernis dar.

Neuere Zeit

Die Entwicklung der Filmindustrie übte einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Make-ups. Der Begriff Make-up schrieb man Max Factor zu, weil er den Look von Berühmtheiten wie Greta Garbo schuf. Als die ersten Farbfilme über die Leinwand liefen und die Frauen ihre Vorbilder beobachteten, wollten sie genau so geschminkt sein  und so aussehen wie sie.

Die rasche Weiterentwicklung der chemischen Industrie führte auch zu der künstlichen Herstellung von immer mehr Schönheitsprodukten. Sie wurden nicht mehr wie früher nur aus Naturprodukten hergestellt. Durch den zweiten Weltkrieg aber wurde diese Tendenz für kurzem aufgehalten, weil die Chemikalien für andere Zwecke wie Waffenherstellung benutzt wurden. Nach dem Ende des Krieges beobachtete man wieder einen Aufschwung.

Heutzutage ist die Kosmetikindustrie ein riesiges Geschäft, das eine große Auswahl an Produkten, Marken und Duften bietet, die uns Schönheit und ewige Jungheit versprechen oder einfach ein bisschen mehr Selbstbewusstsein, da jener Pickel bedeckt ist. Ständig entwickelt man die Schminkmittel weiter, so dass sie länger halten und uns besser aussehen lassen, natürlich unter Berücksichtigung von strengen Gesundheitsvorschriften. Neue Technologien zum Schminkenauftragen oder zum längeren Halt werden jede Minuten erdacht, wie z.B. das Permanent-Make-up, das sich seit kurzem auf den Markt durchsetzt. Seine Vorteile sind das schnelle und leichte Auftragen. Das Permanent-Make-up ersetzt das tägliche Schminken, was natürlich Zeit erspart. Und woran fehlt dem gegenwärtigen Menschen im raschen Alltag – genau an Zeit.