Heutzutage kennen wir ihn in jeder beliebigen Form und jedem vorstellbaren Design – von rund über eckig bis zum apfelförmig, aus Glas, Porzellan, sogar mit echtem Gold verziert – ja, das ist seine Majestät - der Flakon. Was wäre ein Parfum ohne seinen Flakon, seinen wichtigsten Bestandteil! Mit den Jahren hat man versucht, durch die Form und das Design des Flakons den Duft zu wiederspiegeln. Der Flakon jedes Duftes ist speziell für ihn geschaffen und passt nur zu ihm. Durch seine Form werden die Idee und die Botschaft des Duftes verständlich und spürbar gemacht. Ein kleines Kunstwerk, das den Duftcharakter symbolisiert und vermittelt. Es lässt das menschliche Auge auch mitspielen, lockt die Hand an und weckt das Darstellungsvermögen. Das Design der Parfumflasche spricht einen an, lockt ihn an, spielt mit seinen Sinnen und erweckt in ihm Neugierigkeit, wie dieser Duft wohl riechen mag. Der Flakon trägt dazu bei, dass das Parfum in seiner ganzen Faszination wahrgenommen wird. Die designten Flakons, die wir aus unserer Gegenwart kennen, sind aber eine ziemlich junge Erscheinung in der auf tausenden Jahren zurückgehenden Parfümgeschichte. Wie die Parfümentwicklung selbst beginnt auch die Geschichte des Flakons noch in der Antike.
Der Flakon in der Antike
Interessant ist auch die Herkunft des Wortes „Flakon“ zu erwähnen. Es stammt ursprünglich aus dem westgermanischen Wort flasca, wovon später das Wort „Flasche“ kommt. Flasche, Flakon, Behälter – die gab es noch zur Zeit der Pharaonen. Wie auch bei anderen Kosmetikprodukten ist der Beginn der Geschichte des Parfums und somit des Flakons im alten Ägypten zu suchen. Wohlriechende Essenzen begleiteten zuerst die Toten auf dem Weg zur Ewigkeit, danach entdeckten auch die Lebenden die Magie der Duftstoffe, die meistens in Parfumtöpfchen aus Holz, Stein, Metall, Ton oder Lehm aufbewahrt wurden, im antiken Griechenland - auch aus verzierten Vasen.
In Mesopotamien und im alten Ägypten wurden laut den Historikern vermutlich auch Verfahren zur Glasherstellung bekannt, was zur Veränderung des benutzten Materials für die Parfumbehälter führte. Parfumflaschen aus Glas stellte man wahrscheinlich schon im ersten Jahrhundert v. Chr. her, wodurch die Produktion kostengünstiger wurde und sich mehr Gefäße produzieren ließen. Außerdem konnte der Duft darin länger unverändert aufbewahrt werden und sah wertvoller aus.
Auf dem Weg zur Kunst und zum Beruf
Über designte Parfumflaschen, solche, die wir aus unserer Gegenwart kennen, können wir erst im 18. und 19. Jahrhundert reden. Früher wurde das Parfum in braunen Arzneiflaschen verkauft und dann zu Hause in individuellen Flakons umgefüllt.
Um die Jahrhundertwende gab der französische Parfümeur François Coty dem bekanntesten Jugendstilkünstler René Lalique den Auftrag, für seine Düfte passende Flakons zu entwerfen. Somit gilt Lalique heute als der Erfinder der Parfumflasche. Geboren 1860 in Frankreich, war er Unternehmer, Firmengründer und einer der bekanntesten Schmuck- und Glaskünstler des Art Déco und des Art Nouveau – die französische Ausprägung des Jugendstils. Er erfand eine Technik, durch die künstlerisch hochwertige Flakons in großer Menge produziert werden konnten. Der erste Flakon trug den Namen „Ambre Antique“, ein schmaler Flakon, auf dem griechisch-antiken Damen zu sehen waren. Was sich auf das Material bezieht, bestand er aus Milchglas.
Anfang des 20. Jahrhunderts, zur Zeit des Art Nouveau, wurden die Parfumflaschen der westlichen Welt aus Kristall erarbeitet und mit Blumen und Gold verziert. Im 20. Jahrhundert entstand auch der Beruf Flakondesigner. Zu dieser Branche zählten sich der Sohn von Lalique, Marco Lalique, ebenso auch Pierre Dinand und Joël Desgrippes.
So veränderte der Flakon seine Funktion - aus einem Gefäß für den Duft verwandelte er sich in einem Kunstwerk, das den Charakter des Parfums wiederspiegelte und das menschliche Auge reizte.
In der neueren Zeit
In den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die Parfumflaschen von der Hollywood-Filmen beeinflusst. Aus dieser Zeit stammt auch das berühmte Parfum Chanel Nº 5.
Während der Weltwirtschaftskrise und des Zweiten Weltkrieges litt die Parfumindustrie unter schwerer Rezession, was dazu führte, dass der Flakon schlichter und aus billigem Material hergestellt wurde. Nach dem Kriegsende stieg die Nachfrage wieder. Aus dieser Zeit waren die ersten Parfums von Christian Dior und Nina Ricci.
In den 50-er Jahren übten der Expressionismus und der Surrealismus einen Einfluss auch auf dem Flakon-Design aus. Weniger bekannter Fakt ist das, dass der berühmteste Künstler aus dieser Epoche Salvador Dali das Design der Flakons für „ Le Roy Soleil“ von Schiaparelli und „Monsieur Marquay“ entwarf.
Im nächsten Jahrzehnt wurden die Flaschen immer bunter und poppiger, wogegen sich die Schlichtheit der 70-er Jahre entgegenstellte.
Die wahre Revolution trat in den 80-er Jahren ein – es begann die Herstellung von Flakons mit eingebauten Zerstäubern. Der Flakon selbst wurde größer, schwerer, extravaganter und oft mit Gold verziert, wie zum Beispiel „Poison“ von Dior.
Die Gegenwart
In der gegenwärtigen Zeit bestehen die Parfumflaschen nicht nur aus Glas, sondern auch aus Gold, Porzellan, gefärbten Steinen, Gummi oder Kunststoff. Was sich auf dem Design bezieht, kann man jede beliebige Form im Flakon-Design umsetzen. Es werden sogar Preise dafür verliehen, wie zum Beispiel der Deutsche Parfumpreis DUFTSTARS, die größte Auszeichnung in der Parfumbranche. Er wird seit 1993 in Deutschland jedes Jahr verliehen, aktuell in vier Kategorien – Klassiker, Exklusiv, Lifestyle und Prestige. Die Hauptidee der Verleihung dieses Preises besteht darin, das Parfum einerseits als Kulturgut und andererseits als luxuriöses Accessoire darzustellen und die breite Öffentlichkeit mit seiner Faszination bekannt zu machen.